Überparteiliches Postulat betreffend Baumpatenschaften

Wir beziehen uns mit dem vorliegenden Postulat direkt auf das Postulat «Hans Ulrich Albonico und Mitunterzeichnende betreffend Baumkataster Langnau». Die Einführung eines Baumkatasters ist Voraussetzung und Grundlage für unser Postulat.

Es ist unbestritten, dass Begrünungen – unad insbesondere das Pflanzen von Bäumen – wirkungsvolle Mittel sind, um die Folgen zunehmender Hitzewellen imSiedlungsgebiet abzumildern. Nicht umsonst setzen südländische Städte auf Alleen und mit Bäumen bepflanzte Plätze. Diese Massnahme unterstützt bei Hitze ein reges Leben im öffentlichen Raum, anstatt dass sich Menschen von überhitzten Flächen in klimatisierte Räume zurückziehen. Daneben stellen Bäume wertvolle Gestaltungselemente dar, die den Aussenraum wohnlich gestalten und zum Verweilen einladen. Von beiden Effekten profitiert das Dorfleben und auch die kleinen Läden, die auf Laufkundschaft angewiesen sind.

Gleichzeitig kosten Bäume Geld – sowohl für die Anpflanzung als auch für den Unterhalt. Mehr Bäume bedeuten einen höheren Arbeits- und finanziellen Aufwand für die Gemeinde. Und dies bei einer gleichzeitig angespannten Haushaltslage, die sich angesichts des vorhandenen Investitionsstaus und den ungünstigen Rahmenbedingungen, wie u.a. einem absehbaren Zins-Anstieg für Kredite, in den nächsten Jahren weiter verschlechtern wird.
Aus diesem Grund braucht es neue Lösungen. Wir greifen daher die im Postulat «Albonico» am Rand erwähnte Idee der Baumpatenschaft auf und bitten den Gemeinderat, folgende Punkte zu prüfen:

  1. Die Bauverwaltung prüft standardmässig bei neuen öffentlichen Bauvorhaben im Siedlungsgebiet, ob das Potential für die Pflanzung eines Baumes besteht und nutzt dieses Potential, wo dies möglich und unter Beurteilung der individuellen Situation sowie in gestalterischer Hinsicht sinnvoll ist.
  2. Es wird eine einfache Klassifizierung aller im Baumkataster enthaltenen Bäume erarbeitet, die deren unterschiedliche Kosten widerspiegelt. Diese Klassifizierung ist Grundlage der zu vergebenden Baumpatenschaften.
  3. Mit einem geeigneten, ortsansässigen Verein, wie z.B. dem VeDL oder dem Langnauer Natur- und Vogelschutz, wird eine Leistungsvereinbarung abgeschlossen, die sich primär auf die Öffentlichkeitsarbeit zugunsten der Baumpatenschaften bezieht, aber auch weitere Aufgaben enthalten kann.
  4. Um Ausgaben im Zusammenhang mit den übertragenen Aufgaben zu decken, wird dem Verein ein sinnvoller finanzieller Beitrag der Gemeinde gesprochen.
  5. Die durch die Baumpatenschaften eingenommenen Gelder werden zweckgebunden für die Pflanzung und den Unterhalt von Bäumen verwendet.
  6. Das Engagement der Bürger/-innen wird durch symbolische Massnahmen (Baumplakette, öffentliche Liste, Zertifikat o.ä.) gewürdigt.
  7. Der Versuch «Baumpatenschaften» wird probeweise zwei bis drei Jahre lang geführt. Ziel ist es, mit den durch die Baumpatenschaften erzielten Geldern
    a) zusätzliche Bäume zu pflanzen,
    b) den durch die Patenschaften bei der Gemeinde entstehenden Mehraufwand abzudecken,
    c) einen Teil der Kosten für die Pflanzung und Pflege der gemeindeeigenen Bäume abzudecken.
  8. Ist nach dieser Zeit das Ziel erreicht, werden die Baumpatenschaften dauerhaft weitergeführt, ansonsten wird die Aktion beendet.

Die Mitte/EVP/FDP. – Die Liberalen/SP

Begründung – nicht Teil des Postulates

Wir sind davon überzeugt, dass dieses Vorgehen zielführend und breit abgestützt ist, weil es dabei nur Gewinner gibt:

  1. Die positiven Wirkungen von Bäumen bzgl. Hitzeschutz und Dorfleben unter «aufgeheizten» Bedingungen wurden bereits erwähnt.
  2. Bäume sind ein hoch emotionales Thema und werden von den Menschen tendenziell als positiv bewertet. In Reaktion auf das Petitionsbegehren «Baumartikel im Langnauer Baureglement» wurden dem VeDL vereinzelt Angebote gemacht, einen gewissen Betrag zu spenden, wenn dafür ein Baum gepflanzt würde. Auch das Ergebnis der Petition mit 641 Unterschriften lässt darauf schliessen, dass ein gewisses Potential in der Bevölkerung für ein weitergehendes Engagement zugunsten eines «bäumigen» Langnau vorliegt.
  3. Ortsansässigen Vereinen wird eine Möglichkeit gegeben, ihr Engagement zugunsten des Langnauer Dorfbildes und/oder zugunsten von Natur- und Klimaschutz zielgerichtet und wirkungsvoll in konkretes Handeln umzusetzen.
  4. Die Menschen werden in ihrem Anliegen ernst genommen: Wer mehr Bäume in Langnau will, wer sich für die Natur und gegen den Klimawandel engagieren will, kann dies auf diese Weise einfach aber wirkungsvoll tun. Das heisst allerdings auch, dass man die Menschen beim Wort und in ihrer Verantwortung ernst nimmt: Es ist einfach, Massnahmen von anderen zu verlangen. Der Versuch wird zeigen, ob den Worten auch Taten folgen.
  5. Baumpatenschaften als Form des Engagements für den eigenen Wohnort fördern den Zusammenhalt und die Verbundenheit der Menschen mit «ihren» Bäumen und «ihrem» Langnau.
  6. Die Gemeinde gewinnt finanziellen Spielraum. Für mehr Bäume – aber auch für die anstehenden, dringenden Investitionen in die Infrastruktur sowie ihre sozialen und kulturellen Engagements, die Langnau zu einem lebenswerten Ort machen.